Moritz Schlick an Albert Einstein

Department of Philosophy

University of California

Berkeley, Cal.

18. Januar 1932

Lieber, hochverehrter Herr Einstein,

Ihre freundlichen Zeilen haben mich natürlich sehr betrübt. Es wäre so schön gewesen, Sie noch einmal zu sehen und Sie und Ihre Frau Gemahlin ein wenig in Berkeley herumzuführen. Es tut mir und den übrigen Kollegen, die sich auf Ihr Kommen so sehr gefreut hatten, sehr, sehr leid, dass der arme Tom Mooney uns unschuldigerweise die Freude verderben muss.

Ihrem Motiv bringen wir die grösste Achtung entgegen, und auch ich persönlich fühle mich nicht berechtigt, Ihnen von neuem zuzureden. Dennoch kann ich mich nicht enthalten, der Meinung Ausdruck zu geben, dass Ihr Argument seine grösste Kraft verlieren würde, wenn man dafür sorgte, den Besuch absolut inoffiziell zu arrangieren, so dass nichts darüber öffentlich bekannt würde. Es würde sich nicht um einen Besuch der Universität, nicht um irgend einen öffentlichen Vortrag, sondern um ein privates Zusammenkommen mit einigen Physikern, Philosophen, Mathematikern, Astronomen handeln; ja es könnte sogar, wie Kollegen vorschlugen, Ihre Anwesenheit als ein persönlicher Besuch meiner Wenigkeit aufgefasst werden. Auf solche Weise, scheint uns, könnte jede Publizität vermieden und allen Kritiken, Wünschen und Aufforderungen der Boden entzogen werden

Verzeihen Sie mir bitte, dass ich diese Argumente vorbringe; ich darf nicht versuchen, Sie zu überreden oder Ihren Entschluss wankend zu machen. Aber ich konnte mein grosses Bedauern gar nicht anders ausdrücken. Ich musste Ihnen auch sagen, wie sehr meine Kollegen hier betrübt sind und wie gross Ihre Freude sein würde, wenn Sie und vor Ihrer Abreise schreiben sollten, dass Sie doch noch eine Möglichkeit gefunden haben, den Besuch in Berkeley abzustatten.

Ich danke Ihnen noch einmal für alle Ihre Freundlichkeit, bitte um freundliche Empfehlung an Ihre Frau Gemahlin und bleibe mit den herzlichsten Wünschen Ihr Ihnen in Dankbarkeit und Verehrung ergebener

M. Schlick