Albert Einstein an Moritz Schlick

Prof. Dr. A. Einstein

Herrn

Prof. Dr. M. Schlick

Rostock

Berlin W. 30, den 27. II. 20

Haberlandstr. 5

Lieber Herr Schlick!

Ich habe soeben an einen guten Züricher Freund geschrieben, damit er sich dort für Sie einsetzt. Dies kann nur gut sein, mag nun Medicus von Zürich fortgehen oder nicht. Ausserdem will ich mich in Zürich persönlich für Sie einsetzen, wenn ich wieder dort hinkomme. Ich schäme mich oft darüber für die Andern, dass Sie immer noch keine richtige Lehrstelle haben. Teilen Sie mir bitte auch mit, wenn in Deutschland eine Stelle frei wird, damit wir hier etwas für Sie tun können. Auch Planck wird sich gerne für Sie einsetzen.

Ueber die "Clarté" habe ich Ihnen absichtlich nichts mehr geschrieben, weil ich doch nicht recht sehe in was für Händen die deutsche Clarté-Gruppe ist. Es kommt schließlich in erster Linie auf die Menschen an, nicht auf die Devise. Sobald ich Zuverlässiges weiss und selbst Vertrauen geschöpft habe, schreibe ich Ihnen wieder darüber.

Mein kleiner Zwischenfall an der Universität ist von den Zeitungen unerhört aufgebauscht worden. Wenn ich das Geschehene überblicke, finde ich, dass sich die Studentenschaft in der Hauptsache recht sympathisch in der Angelegenheit benommen hat. Ich habe von Anfang an verhütet, dass die Sache ins Politische hinübergezogen wird.

Seien Sie mit Ihrer Frau und Ihren Kindern herzlich gegrüsst

von Ihrem

A. Einstein.